Sonntag, 18. November 2012

გილოცავ - Gilocav!

Vor eine Jahr - wie kann man denn solche Landschaften nicht vermissen?
Seit über dreieinhalb Monaten bin ich schon nicht mehr in Georgien und ihr könnt mir glauben, dass ich grad selber ungläubig auf dreieinhalb ausgestreckte Finger meiner Hand geschaut habe. Drei-Ein-Halb. Achdumeinegüte.
Aber dreieinhalb Monate sind ja nun wirklich kein Grund, nicht mehr über Georgien zu reden oder gar zu bloggen.

Vor etwa zwölf Monaten habe ich zum ersten Mal meinen Geburtstag nicht in Deutschland gefeiert. Unterschiede gab es viele: ich musste an meinem Geburtstag arbeiten, der Großteil meiner Geschenke kam dank der entspannten georgischen Post erst gegen Weihnachten an, ich wünschte mir deutsche Zeitschriften, Käse und Schokolade, mir wurde ungefähr dreisprachig gratuliert: Deutsch, Englisch - Georgisch. Das ist jetzt nicht weiter verwunderlich, aber es zeigt irgendwie, wie sich das Zentrum des eigenen Lebens (geographisch) ziemlich schnell verschieben kann. Dieses Jahr habe ich mir nämlich keinen deutschen Käse gewünscht, momentan kauf ich mir den selber.

Zu dem Zeitpunkt war ich seit etwa zwei Monaten in Georgien und fühlte mich schon ziemlich angekommen. Wir hatten in den ersten beiden Monaten viele unglaublich tolle Ausflüge unternommen, schon einige schöne Ecken Georgiens gesehen und der Winter war noch nicht in Sicht. Außerdem wusste ich, dass ich in wenigen Tagen nach Moskau-Petersburg-Helsinki aufbrechen würde.

Naja, mir wurde also auch viel auf Georgisch gratuliert: "Gilocav dabedebis dre!" - herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Eine der georgischen Äußerungen, die ich niemals vergessen werde (man sieht sie ja auch öfter mal auf "Facebooki").
Als ich dieses Jahr an meinem Geburtstag morgens in die Uni gehe, habe ich als erstes meinen Georgischkurs. Ich komme ein bisschen zu spät (bin noch in dem "ein Georgier rennt keinem Bus/Bahn hinterher"-Modus), der Kurs hat schon begonnen.
Ich setze mich also möglichst unauffällig hin und schaue über den Tisch zu Sopo, die zwar fließend Georgisch spricht, aber trotzdem den Georgisch-Anfänger-Kurs mitmacht und mein erstes "chemi lamazi gogo" in Jena ist. Sopo grinst mir zu und formt "Gilocav" mit ihren Lippen. Ich grinse zurück und forme meinerseits "madloba"- danke.

Ich liebe es, dass Georgien nicht wirklich vorbei ist!

(Und deswegen verzeihe man mir, wenn ich erstens zu oft auf georgisch vor mich hinmurmele, zweitens in Blog-Posts zu oft Georgien-Insider verwende und drittens zu oft von Georgien schwärme. Achso, und dass ich immer von "wir" spreche und damit "wir Georgier" meine. Magram dzaaaan menatrebi chemi saqartvelo!)

Und mir fiel gerade auf, dass ich seit Beginn dieses Blogs schon zweimal das Alter bei "über mich" ändern musste. Ach du je, ich werde wirklich alt.