Montag, 24. September 2012

Deutschlandpause für ein Jahr

Ich bin jetzt schon seit drei Wochen wieder in Deutschland und noch immer erlebe ich Situationen, an denen ich merke, dass ich verdammt lange weg war.

Kontoauszüge holen, zum Beispiel. Ich schiebe die Karte in den Druckautomat, und warte, und warte, und warte, und... habe so langsam das Gefühl, dass hier gerade ein ganzes Buch mit Ausmaßen des fünften Harry Potter Bandes gedruckt wird. Das ging doch früher mal schneller? Naja, das ging früher auch mal regelmäßiger, das Kontoauszüge ausdrucken.

Anträge ausfüllen. Gut, ich habe noch nie zuvor einen Bafög-Antrag ausgefüllt oder einen komplizierten privat-gesetzlich-privat-Versicherungswechsel vorgenommen. Oder einen Hauptwohnsitz angemeldet. Seit ich wieder in Deutschland bin, habe ich das Gefühl, dass mein Hauptgegner schlicht und einfach die Bürokratie ist. Ganz am Anfang kamen mir dann (wie immer, wenn gerade irgendetwas nicht perfekt läuft, das Wetter schlecht ist oder mir einfach langweilig ist) Nostalgie-Gedanken á la "In Georgien musste ich nie solche Formulare ausfüllen, in Georgien konnte ich meine Miete in bar zahlen, in Georgien...." Dann hatte ich einen kleinen Erkenntnis-Flash: In Georgien gibt es weder Bafög noch gesetzliche Krankenkassen.
Trotzdem fühle ich mich immer wieder wie in einer Deutschland-Satire gefangen: "Bitte füllen Sie diesen Antrag aus, mit dem wir diesen Antrag beantragen, um dann diese Bescheinigung zu erhalten, durch die Sie befugt sind, folgende Bestätigung zu unterschreiben, die Sie dazu berechtigt, einen Antrag auszufüllen... Und bitte fügen sie hunderttausend A4-Umschläge, die Sie an sich selbst und den Verfassungsschutz adressieren hinzu, selbstverständlich frankiert."

Radiomusik. Huch, ist ja plötzlich alles voller deutschem "Ist es Hiphop oder Pop oder gibt es dafür einen neuen Namen"! Und  plötzlich weiß man gar nicht mehr, was man davon jetzt gefälligst toll finden soll und was eher für die 13jährigen ist und was doch eh schon alle als Ohrwurm haben.

Rauchfreie Bahnhöfe. Eine meiner ersten Erkenntnisse, als ich am 31.August in Berlin aus dem ICE (von Wien kommend) aussteige: Stimmt ja, in Deutschland müssen Raucher sich ja auf einem kleinen, gelb markierten Rechteck zusammenquetschen.

Regen und 14°. Man bedenke, ich hatte seit  mindestens Juni mindestens 30°. Und selbstverständlich ändert sich dieser Zustand schlagartig in dem Moment, wo ich die tschechisch-deutsche Grenze übertrete (naja, überfahre). Also bitte, mehr Klischee hätte mir Petrus echt nicht bieten können. Ich war davor in Österreich, aber sogar dort (und geographisch ist das ja jetzt kein Riesenunterschied) war schönes Wetter. Ich hatte ganz vergessen, dass es in Deutschland keinen Sommer mehr gibt.

to be continued.

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