Schon wieder gab es länger nichts zu
lesen und wie immer ist trotzdem viel passiert.
Es ist irgendwie Wahnsinn, aber
tatsächlich ist es jetzt schon Ende Juli, was bedeutet, dass ich
nur noch eine Woche in Georgien habe (und es ist nicht einfach für
mich, das schwarz auf weiß zu lesen!).
Einerseits will ich meine verbliebenen
Tage natürlich so intensiv wie möglich nutzen, andererseits haben
wir mindestens 35 Grad und das hindert mich an allzu großer
Aktivität. Außerdem wollte ich schon seit Längerem etwas über
meinen Türkeiurlaub schreiben und in der Wohnung ist es gerade noch
am besten auszuhalten, also werde ich das jetzt mal machen.
Vor ein paar Monaten haben meine
Mitbewohnerin Lara und ich uns überlegt, im Juli in den Iran zu
fahren. Vor ein paar Wochen (am Tag, bevor wir uns das Visum kaufen
wollten) haben wir uns überlegt, dass wir vielleicht doch nicht bei
vierzig Grad vollverschleiert durch die Wüste schleichen wollen.
Also haben wir kurz überlegt und uns dann doch lieber für die
Türkei entschieden. Mit dem „Lonely Planet“ planen wir ein
bisschen vor, heben ein paar viele Türkische Lira ab und brechen
Anfang Juli mit vollgepacktem Rucksack auf. Unser genaues Ziel: Über
den Südwesten Georgiens nach Nordostanatolien, dann soweit runter,
wie wir es in einer Woche schaffen, und letztendlich zurück nach
Tbilisi.
Leider ist das Minibusfahren in der Türkei unerwartet teuer, sodass wir es nicht besonders weit runter schaffen, ohne unser Budget vollkommen auszureizen.
Leider ist das Minibusfahren in der Türkei unerwartet teuer, sodass wir es nicht besonders weit runter schaffen, ohne unser Budget vollkommen auszureizen.
unsere Route, entlang der armenischen Grenze |
In der Türkei genießen wir es, mal
wieder etwas anderes zu essen als in Georgien, wir radebrechen ein
bisschen vor uns hin, genießen Sesambrot und Cay (Tee), außerdem
gönnen wir uns natürlich eine Ladung Baklawa. Die ganze Zeit jedoch
sind wir ein wenig angespannt. Zwei alleinreisende Frauen im
äußersten Osten der Türkei. Das mag gefährlich klingen, doch wir
haben eine ganz andere Erfahrung gemacht. Alle Türken, die uns
alleine (noch dazu ohne Kopftuch und mit „bloßen Beinen“)
rumspazieren sahen, verfielen in große Sorge um uns und
überschütteten uns mit Fürsorge – die wir wirklich nicht
brauchten. Es ist schwierig, das zu beschreiben, da ja alles nur nett
gemeint war, aber ich verdeutliche das mal mit einer kleinen Episode:
Wir fahren mit dem Minibus von
Dogumayazit nach Igdir, wo wir uns kurz die Stadt anschauen und dann
weiter nach Kars fahren möchten. In Igdir angekommen fragen wir nach
dem Weg zu einem Reisebüro, wo wir die Busfahrkarten kaufen können.
Eine jüngerer Mann bietet uns an, uns dort hin zu bringen, da auch
er nach Kars möchte. Wir gehen mit ihm mit und erreichen bald das
Reisebüro, wo wir erfahren, dass in wenigen Minuten ein Bus fährt
und der nächste erst in zwei Stunden (14 Uhr). Wir entscheiden uns
für den letzteren und kaufen die Tickets. Zufällig beobachten wir,
wie sich der Mann, der uns hergebracht hat, unverzüglich sein Ticket
von 12 auf 14 Uhr umschreiben lässt, offenbar, weil er nicht möchte,
dass wir allein in Igdir warten müssen. Weil er uns aber schon auf
dem Weg zum Reisebüro nicht zu sagen hatte (obwohl sein Englisch für
diese Region ungewohnt gut ist), haben wir an seiner Gesellschaft
kein Interesse und flüchten so wortwörtlich in die kleineren Gassen
der Stadt, wo wir ganz in Ruhe Tee trinken und Karten spielen können.
Nach zwei Stunden kehren wir zurück, der Mann steht zu Tode
gelangweilt rauchend in einer Ecke und macht ganz den Eindruck, als
hätte er auch die letzten zwei Stunden nichts anderes getan. Er sah
es wohl als seine Pflicht an, war dann aber nicht in der Lage, uns
das mitzuteilen und hat nun zwei Stunden aus übertriebener
Freundlichkeit und auch übertriebener Angst vor seinen eigenen
Landsmännern verschwendet.
Im selben Ort treffen wir einen jungen deutschen Türken (eigentlich Berliner), der uns eindringlich vor allen Türken warnt.
Im selben Ort treffen wir einen jungen deutschen Türken (eigentlich Berliner), der uns eindringlich vor allen Türken warnt.
Wie gesagt, wir haben von allen Seiten
nur Freundlichkeit erfahren, aber genau diese Freundlichkeit wirkt
einengend und erdrückend, man versucht, mit niemandem ins Gespräch
zu kommen, um niemanden dazu zu „zwingen“, dass er sich unser
annehmen muss.
Es war ein schöner Urlaub, die
Landschaften dort sind unglaublich schön, weit, wild, einsam. Wir
haben interessante andere Reisende getroffen, haben uns mit
Einheimischen unterhalten und einfach einen Teil der Türkei bereist,
der noch sehr unerschlossen ist.
Trotzdem waren wir unglaublich froh,
wieder zurück in Tbilisi zu sein, wo die Frauen genauso ins
Straßenbild gehören wie die Männer, wo Frauen jeden Alters ohne
Kopftuch und in luftigen und oft auch kurzen Sommerkleidern
herumlaufen, wo man Fremden gegenüber freundlich und interessiert
aber nicht zu bemutternd ist.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen