Montag, 7. Mai 2012

Wenn in unserem Kühlschrank Gouda liegt... (Anfang April)

...ist Besuch aus Deutschland da.

Hier kommt er endlich, ein kleiner Bericht über Sollis Besuch hier in Georgien. Der ist jetzt doch schon wieder einen Monat her (die Zeit, Alter, die Zeit) und deswegen ist es gar nicht so einfach, darüber zu schreiben.
Dienstag, 3.April, abends: Ich gehe Geld abheben und will dann gegen halb 11 den letzten Bus zum Flughafen nehmen - 99% aller Flüge kommen hier mitten in der Nacht an und eigentlich will ich nicht mit dem Taxi fahren. Naja, mein Wille geschieht nicht. Schade. Bus verpasst. Dann halt Taxi. Dem Taxifahrer erzähle ich wie immer meine Lebensgeschichte, zum aktuellen Kapitel (Ich arbeite hier etc.) füge ich "Meine Schwester kommt heute" hinzu und buch den Fahrer auch gleich für die Rückfahrt. Irgendwann, kurz bevor wir die Stadt verlassen, hält der Fahrer an, geht zu einem Kiosk und kommt mit Zigaretten für sich und einem Snickers für mich zurück. Äh, okay, danke, whatever.
Am Flughafen sitze ich dann noch ein bisschen rum und stehe pünktlich zur Ankunft mit meinem "Sockwurst!"-Schild zum Abholen bereit. Läuft auch alles gut, dann erstmal nach Hause, Tasche abstellen und gleich weiter, Zahnbürste kaufen.
Am nächsten Tag muss ich arbeiten, treffe Solli (und Adriana) also erst mittags. Jetzt wird erst mal georgisches Essen probiert: Chatschapuri auf die Hand und zum Abkühlen ein bisschen durch die Sprenkleranlagen im Vorgarten der Polizei spazieren.
Okay, ich kriege die Tage wirklich kaum noch zusammen. Am Mittwoch und Donnerstag gibt es jedenfalls das Tbilisi-Touriprogramm: Altstadt, richtig fettes georgisches Essen, die riesige Kirche (nicht für mich, ich hatte Sprachkurs, deswegen übernehmen zwei georgische Freundinnen von mir die Führung). Donnerstagabend geht es für mich und Solli los zu einer anderen Touristenattraktion. Der Nachtzug nach Batumi. Bis dato hatte ich noch keinen georgischen Zug betreten, in Batumi war ich nur einmal kurz als Tramp-Zwischenstation gewesen, vollkommenes Neuland.
In georgischen Nachtzügen gibt es drei Klassen, wobei die dritte ein Schlaf-Großraum-Abteil, die zweite ein Vierer-Schlafwagen und die erste mir vollkommen unbekannt ist. Bei der Hinfahrt kriegen wir nur noch Tickets für die zweite Klasse (statt der dritten) und verbringen die Nacht mit einem georgischen Opa und seinem Sohn. Es gibt angenehmere Gerüche als die, die entstehen, wenn vier Leute bei warmen Temperaturen auf vier m² schlafen. Aber es geht ja nicht um angenehme Gerüche sondern um Abenteuer, um echtes Georgien, darum, später etwas erzählen zu können.
Morgens um 7 dann Ankunft in Batumi (bzw am Bahnhof 5km entfernt von Batumi), bestes Wetter, eine Millionen Taxifahrer und ich, die uns eine billige Alternative zum Ausländerpreis der Taxifahrer organisiert: Marschrutka. In Batumi dann die verzweifelte Suche nach einem Kaffee (remember, der Tag beginnt in Georgien erst gegen 10) - letztendlich erfolgreich. Die entspannte Suche nach einem Guesthouse - natürlich auch wie immer erfolgreich. Die fröhliche Suche nach dem Strand - gar kein Problem.
Es folgen Stunden, in deren Beschreibung die Wörter "Muscheln, Meer, gute Aussicht, Entspannung, Sonne,..." eine zentrale Bedeutung einnehmen würden. Aber genau solche Stunden muss man ja nicht beschreiben, weil schon jetzt alle Leser neidisch sein müssten;)
Abends beim Sonnenuntergang springen munter Delfine vor unseren Augen umher (okay, es war nur einer...). Ziemlich cool, so ein Miniurlaub am Meer!
Der nächste Tag wird ähnlich, wir machen noch ein bisschen Sightseeing und erinnern uns dann daran, dass die Türkei ja nur einen Steinwurf (von einem geübteren Werfer als ich es bin zumindest) entfernt liegt. Wenn man sowieso die ganze Zeit türkischen Kaffee trinkt, dann könnte man doch auch...
Gedacht, ausgesprochen, getan. Marschrutka nach Sarpi (Grenzstadt) ist schnell gefunden, die Fahrt allein schon superschön (Vorfreude+Straße direkt am Meer=höchste Euphorie), jetzt gibt es da nur noch dieses kleine, bürokratische Problem: Ich habe meinen Reisepass nicht dabei. Und ohne kommt man eigentlich nicht über die Grenze. Uneigentlich sind die Grenzbeamten aber alle sehr, sehr nett und es klappt.
Und schwupps, schon sind wir drüben. Wo es ganz anders aussieht, wo der Strand viel schöner ist, wo es wahnsinnig viel zu sehen gibt. [ironie off]
Wo es eine Moschee gibt, vor der wir Kopftuch-Poser-Fotos machen. Wo der Strand genauso schön ist wie in Georgien. Wo es eine türkische Flagge gibt (wiederum Poser-Fotos). Wo wir einen Döner essen, weil wir's können. Wo wir etwa 2 Stunden sind.
Minizeitsprung, wieder in Batumi. Ein letztes Mal am Strand entlang, noch ein Postkartensonnenuntergang. Ein letztes Mal auf den absurden Trainingsgeräten am Strand lächerlich machen vor allen anderen. Und dann noch schnell essen gehen in einem Restaurant, das sehr teuer aussieht (so einem Schiff nach empfunden), aber eigentlich sehr anständige Preise hat. Und verdammt lecker ist. Wirklich, wirklich, wirklich.
Hach, war das gut.
Und schon rennen wir ins Hotel, schon rennen wir zur Marschrutka, schon sitzen wir im Großraumschlafabteil. Schon stammel ich auf Georgisch vor mich hin und erkläre, wer wir sind und was wir tun. Schon schnarcht die Frau unter mir ganz fürchterlich, starrt mich der Typ schräg gegenüber neugierig an, wird der Sauerstoffgehalt immer niedriger, freuen wir uns ein bisschen auf das Ende der Fahrt.
Und in Tbilisi rast die Zeit dann so unglaublich, dass es schon wieder Abend ist und ich Solli ins Taxi setze und der Kurzbesuch auch schon wieder rum ist. Huch, die Zeit.
Zurück bleiben: Fotos, Gouda, Kaffee, deutsche Zeitschriften, Schminkzeug, Bücher,...
Und diese Fotos gibts jetzt auch tatsächlich mal:
Küste des Schwarzen Meers, dahinter der Kleine - schneebedeckte - Kaukasus

Solli, Nora und die kleine Moschee an der türkischen Grenzstation



Türkenkoffer:D Im wahrsten Sinne des Wortes!

Die erste Dönerbude, die Solli in der Türkei sah

Beweisfoto mit Döner

Die georgische Post. Mal ein guter Witz als Ende!^^
Wie das hier halt so ist, wenn man Besuch hatte.

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