Dienstag, 27. September 2011

Jetzt aber wirklich! - ein erster Georgien-Post

So, weil gerade mein Internet irgendwie abgestürzt ist und ich heute früher Schulschluss habe, komme ich um den ersten richtigen Post aus Georgien wohl nicht länger drum rum. Gut so! [Tippfehler-wegmachen und Fotos-hinmachen kommt dann noch]

„Gamardshoba! – Hallo“
Am Freitag kam ich vom Seminar wieder, am Samstag wurde dann mit Bekannten, Verwandten und vor allem Freunden Abschied gefeiert, am Sonntag musste ich Merle und Lan (von Hessen meets Vietnam, also nicht aus dem Vogelsberg) noch das wunderschöne Engelrod zeigen und am Montag sollte ich dann um 11 fertig mit packen sein. Super entspannte letzte Tage im wunderschönen Deutschland also – nicht. Aber bei all dem Stress kam ich auch nicht groß dazu, irgendwie Angst zu kriegen oder traurig zu sein, sondern die Vorfreude wuchs und wuchs. Weil genau an dem Wochenende dann noch unsere beiden Autos kaputt gingen, fuhren ich und ein Teil meiner Familie dann am Montagmittag mit dem Zug nach Frankfurt – letzte Einkäufe bei Primark inklusive, denn wer weiß, was man in Georgien so trägt.
Letztendlich stand ich dann mit gerade so 46kg Gepäck plus genauso ausgereizten 10kg Handgepäck am Lufthansaschalter und war bereit für mein großes Abenteuer. Schnell wurden noch diverse Geschenke überreicht (hier mal ein rieeesen Dankeschön an alle, die am Samstag so wahnsinnig unauffällig in Laras Zimmer verschwunden sind, oder online an dem Kalender mitgearbeitet haben, hab mich total gefreut!!!), die das Gepäck natürlich nicht leichter machten.
Nunja, schnell noch tschüss gesagt und dann ab in den Flieger nach München. Während diesem wirklich kurzen Flug hab ich dann erst mal ausgepackt und mit Geschenkpapier um mich geschmissen und dann waren wir auch schon da. Wie nachhaltig und überhaupt sustainable ich doch bin;)
In München hab ich dann meine erste Mitfreiwillige, Lisa aus Hamburg, getroffen und problemlos meinen Flieger nach Tbilisi gekriegt. Und der Münchener Flughafen ist ja einfach so ultra bayrisch! Liegt das jetzt nur am Oktoberfest oder sind die immer so… brezelig? Bzw. habe ich solche Schilder am Fraport einfach immer übersehen? Nunja, man freut sich ja immer, wenn man seine Bayern-Klischees bestätigt sieht;)
In Tbilisi angekommen wurden wir jedenfalls gleich vom Schulleiter der deutschen Privatschule abgeholt, Andre, bei dem wir die ersten paar Tage auch schlafen würden. Vollkommen übermüdet fielen wir so gegen 5 Uhr nachts dann ins Bett. (Nicht ohne dass wir unser Gepäck – jaaa, 56kg in meinem Fall – noch etliche Treppen hochwuchten mussten)

Tbilisi – ein erster Stadtrundgang
Nachdem wir erst mal schön ausgeschlafen haben – und Andre natürlich trotzdem um halb 9 zur Arbeit musste – wurden wir nachmittags dann von meiner Mentorin, Jutta, aufgegabelt. Haben dann ihre beiden, total süßen, Töchter noch eingesammelt und dann einen der vielen Berge, die’s um Tbilisi herum gibt (jaja, Google maps ist dein Freund und so), bestiegen.
Hat mich ein bisschen an Herborn bzw. an Maries Haus erinnert: In 10 min in der Altstadt, in 10 min im Wald. Von dem Berg aus sieht man nämlich auf der einen Seite die ca. 1,5 Mio. Einwohner- Stadt, auf der anderen den „Botanischen Garten“ alias Wald(!). Gefällt mir.
„Gefällt mit“ gilt auch sonst erst mal für meinen ersten Eindruck von Tbilisi. Die Stadt ist laut, chaotisch und alles, aber Vietnam bzw. Hanoi hat mir ja auch gefallen. Überhaupt passt es ganz gut, dass Tbilisi so irgendwo zwischen Engelrod und Hanoi liegt: Auf der einen Seite westlich, mit Cafés, Restaurants, normaler Kleidung, Pärchen auf der Straße und eben auch Frauen, die allein rumlaufen, auf der anderen Seite dieses heruntergekommene, die Straßenstände, die unleserlicher Schrift etc.
Am ersten Abend ging es auch gleich typisch georgisch essen. Und es gab tatsächlich dasselbe wie beim Berliner Georgier! Chatschapuri (ich nenns mal Käsepizza), Chinkali (Maultaschen), Auberginen mit Walnusspaste etc. Lecker:)
FAQ – erster Arbeitstag
Ohne große Vorbereitung ging’s gleich am zweiten Tag zu meiner Einsatzstelle: Der 195. öffentlichen Schule Tbilisi (ja, die sind hier alle nummeriert, man munkelt aber, dass gar nicht jede Nummer existiert, hmmmm…). Und weil meine Mentorin grad noch die Ausläufer einer Erkältung genießt – ergo keine Stimme hat – durfte ich den ganzen Tag Rede und Antwort stehen. Das fing schon an der Schultür an, wo mich der Hausmeister fragt, ob ich denn in Georgien auch heiraten will – sehr subtil, aber nein, danke;)
Dann habe ich nacheinander Klasse 9 bis 12 kennengelernt, deren Aufgabe es war, mich mit „möglichst klugen Fragen“ auszuquetschen und daraus dann einen Text zu fabrizieren. Das sah dann unter anderem folgendermaßen aus:
„Wie heißen Sie?“ – „Ihr könnt mich duzen, ich heiß Nora!“
„Lora? Nurra?“ – „Nein, N-O-R… ach was, ich schreibs an!“
„Wie alt bist du?“ – „Neunzehn.“
[Beliebige Standartfrage, die man auf Englisch so in der 3. bis 6. Klasse lernt einsetzen]
„Hast du Geschwister?“ - *leicht diabolisches Grinsen meinerseits* „Jaa… *Spannungspause* 5 Schwestern, einen Bruder!“
*allgemeines „Oooooh“* *vereinzelter Applaus* (!!)
Ähm ja;) Abgesehen von Lieblingsband, -buch, -farbe etc. kam dann ab und zu auch mal was Überraschendes wie „Was hältst du von moderner Kunst?“, oder heute bei den 8. Klässlern „Hast du einen Talisman?“ (Dank Merle jetzt schon;)), „Was ist dein Lieblingsauto?“ („Chrm… naja, es sollte fahren können…“) oder auch „Glaubst du an Gott?“ (wie beantwortet man das als Atheist/Agnostiker/Miregal-Mensch in einem schon sehr religiösen Land? Naja, ich war ehrlich.)
Der beste Vorstellungstext aus der 10.Klasse wurde dann heute auf dem Schulblog auf Deutsch und Georgisch veröffentlicht: www.195maldeutsch.wordpress.com
Abgesehen von den Fragen habe ich schon diverse Deutschlehrerinnen und die Direktorin kennengelernt – allgemein ist der Deutschsektor hier ziemlich weiblich geprägt, in den A-Kursen (das sind die besseren) gibt’s meist nur 2-3 Jungen gegen 10 Mädchen.

4 Zimmer, Küche, Ledercouch – Wohnungssuche auf Georgisch
Weil wir ja momentan noch bei Lisas Mentor schlafen, wo wir zwar ein eigenes Zimmer (und Bett), aber eben auch nur eins zu zweit haben, sind wir drei (also Lara, Lisa und ich, die georgische kulturweit-Crew) schon ganz scharf auf unsere erste gemeinsame Wohnung (andere Lara – hier solltest du dich angesprochen fühlen!:D). Und weil man in Georgien halt meistens jemanden kennt, der jemanden kennt, haben wir nicht nur mit Hilfe unserer Mentoren im Internet gesucht, sondern auch mal so rumgefragt.
Im Endeffekt haben wir uns vier Wohnungen angeguckt: Numero 1 kannte Lara durch irgendwelche Arbeitskollegen ihres Vaters. Super groß, super hell, guter Zustand – nur leider ein bisschen leer. Ist einfach nicht so leicht, mit nem Freiwilligen-Geldbeutel ein geschätzt 15+qm großes Zimmer gemütlich zu befüllen. Kam aber durchaus in die engere Wahl.
Numero 2 trumpfte in der Beschreibung (online) mit dem Ledersofa auf, war innen jedoch – nunja. Die Möbel waren sehr… georgisch, sprich dunkel, riesig, massiv, beängstigend, Oma-style. Dafür bestanden alle Wände im Prinzip nur aus naja, Schrankwänden, die unsere Kreativität anstachelten: Da könnte man doch… alle hässlichen Möbel reinstopfen? Stundenpreise vereinbaren und ein „Schrank=Bett“-Hotel eröffnen? Untermieter reinstopfen? Naja. Auch wenn die Wohnung als (diesmal ohne Ironie) Trumpf ein Klavier hatte, gegen Numero 1 konnte sie einpacken. – „You got nexted!“
Die dritte stammte von derselben Maklerin wie die Schrankwohnung, konnte aber nun wirklich nicht mithalten: Riesige Zimmer, wieder diese einschüchternden Möbel und vor allem nur zwei Schlafzimmer – geht gar nicht.
Also wieder weg von den Maklern und hin zu „ich kenn da wen“. Einer der letzten kulturweit-lern, Kai, hatte mir nämlich schon mehrfach seine alte Wohnung empfohlen, und schließlich haben wirs dort probiert. Tatsächlich war sie noch frei und auf den ersten Blick echt gut. Auf den zweiten auch. Den dritten werden wir dann in ein paar Wochen beurteilen können – morgen ziehen wir ein! (Naja, wenn der Vermieter sein Wort hält und nunja, deutsche Pünktlichkeit ist nicht gleich GMT alias „Georgian Maybe Time“…) Man darf gespannt sein – bald dann auch auf Bilder! Ich jedenfalls freue mich auf nen eigenen Schrank, einen eigenen Kühlschrank, und einfach darauf, nicht mehr aus Koffer, Rucksack und Handgepäck zu leben.

„Die Georgier sind ein sehr gastfreundliches Volk…“
Ich bin jetzt eine Woche hier (noch nicht mal), also ist das mit generellen Aussagen ja so ne Sache. Aber wenn mich die Daheimgebliebenen bzw. Woanders-Hingeflogenen fragen, wie’s mir geht, hab ich bisher noch immer mit „gut“ geantwortet. Was unter anderem daran liegt, dass ich gar keine Zeit für Heimweh, Langweile oder schlechte Laune hab. (Hat vlt der ein oder andere schon an kurzen  bzw. nicht vorhanden Nachrichten gemerkt^^).
Hier ist nämlich immer irgendwas los – ob jetzt ganz spontan Theater bzw. Ballett (wobei das zu spontan für mich war und ich schon was anderes vorhatte), ne Abschiedsfeier von einer Georgierin, die wir 3 Tage „kannten“, (natüüürlich inklusive Speis und vor allem Trank, man will ja in die neue Kultur eintauchen und so;)), grillen mit der … ich nenns mal „Diplomaten-Blase“ (in echt arbeiten die für UN oder EU oder so, sind aber schweinereich!!), oder einfach „komm mal vorbei auf nen Kaffee“. Ich find’s super. Auch, dass ich hier ständig neue Leute vorgestellt bekomme, ob direkt oder von „Ehemaligen“ über Facebook. Es geht voran mit der Kontaktaufnahme und das find ich gut.

Tuuut, tuuuut, tuuuuut – ja, ich hör gleich auf zu posten
Ich war den Sommer über ja unter anderem in Frankreich und Italien. Und da gehört Hupen ja schon so dazu. Hier auch. Exzessiv, begeistert, effektiv? Abgesehen von Morse, Esperanto, Englisch, Chinesisch, Point-it (Volker, fühl dich angesprochen, falls du das hier jemals liest!) und Waldorf-Namen-Tanzen gibt’s offensichtlich noch eine andere Weltsprache. Die unterscheidet sich aber (vlt ähnlich wie das Englisch in England, USA und Indien) regional ganz wesentlich. Ich präsentiere: Hupstudien von Nora Pohl
in Frankreich:    *tuuut* - „Oh la la, eine Määdschen, oh la la, eine biiischen nackte ‘aut!“
in Italien:             *tuuut*  - „Mamma mia, eine signorita, wolle cafe? cafe? cafe?“
in Georgien:      *tuuut* - „Ey Alter, mach Platz, mein Auto ist viel fetter als deins, ich mach dich platt, #%&$“)§()=!!!“
In diesem Sinne – warum hupen die Deutschen eigentlich so wenig? Legt mal los, Daheimgebliebene, damit ich dieses geniale Wörterbuch demnächst erweitern kann;) Und Woanders-Hingeflogene: Wie ist das bei euch?
Bin gespannt, will Kommentare!

Nachwamdiß, meine Lieben!  

Donnerstag, 22. September 2011

Lebenszeichen

Ja, hallo, ich lebe noch. Bin nur grad mit all dem Organisatorischen etc beschäftigt, dass ich zu nix komme;)
Hoffentlich dann bald mal Fotos und ausführlichen Bericht!

Sonntag, 18. September 2011

Wo zur Hölle ist denn...?

Ja, ich fliege morgen.
Nein, ich bin noch nicht mit packen fertig.
Und nein, ich habe auch keine Ahnung, wie genau ich das bis morgen hinkriegen soll.

Gestern habe ich noch mit Freunden Abschied gefeiert und das Ganze nicht so richtig glauben können. Ein Jahr weg von hier, die totale Surrealität. Und jetzt habe ich das Gefühl, dass Georgien mit jedem abgehakten Punkt auf meiner Packliste näher rückt.

Auch dadurch, dass ich auf Facebook immer mehr "Fliege jetzt!"- oder "Bin jetzt da!"- Posts von Mitfreiwilligen auf der ganzen Welt lese.

Chrm. Weiter gehts dann wohl im Packmarathon;)

Samstag, 17. September 2011

Community, Harmony, ... - Vorbereitungsseminar bei Berlin

Jetzt geht’s in zwei Tagen schon los und eigentlich wollte ich ja noch was über die zwei Wochen in und bei Berlin schreiben.
Zuerst war ich bei einer Freundin für fünf Tage. Unter anderem waren wir bei den „Neuen Deutschpoeten“, ein Festival, wo halt nur deutsche Interpreten sind (in diesem Jahr u.A. Wir sind Helden, Kraftclub, Bosse und Marteria, um mal die coolsten Acts zu benennen). Das war Open Air und das Wetter war einfach nur göttlich!
Auch in den nächsten Tagen hab ich mal wieder gemerkt, wie cool Berlin einfach ist: Jeden Tag war irgendwas los, irgendwelche Events, Aktionen, Festivals etc.
Am Dienstag gings dann mit Shuttlebussen vom Hauptbahnhof an den Werbellinsee „in der Nähe von Berlin“. Chrmchrm. Jaaa, Nähe. (1,5 Stunden!) Die Jugendherberge hat früher der DDR gehört und war ein Pionierlager, aber trotzdem sehr schön und eben mit See, was das Ganze ja nochmal besser macht:)
In den nächsten zehn Tage haben wir dann die „Energy“ gespürt (jaja, Schüttelspiel, und all die anderen tausend Energizer:P), das vor allem in den „Homezones“ (ja, wir brauchen für „Kleingruppen“ einen Anglizismus!!) und in meinem Fall noch in der „adopted homezone“. Allgemein gabs immer mal wieder Vorträge über die Organisation, dazwischen haben wir im Prinzip alles Mögliche über Kultur, Ausland, Deutschland, uns selbst, alle anderen und den Rest der Welt gelernt. Natürlich weiß ich jetzt auch ein bisschen mehr über Georgien, aber das liegt weniger an dem Seminar als vielmehr an meiner Verpeiltheit.
Und das war so…
An einem Tag waren wir vom Seminar aus nach Berlin gefahren und hatten dort den Nachmittag zur freien Verfügung. Also hab ich mich mit zwei  Ehemaligen getroffen, die vor Kurzem erst aus Georgien zurück gekommen sind. Gequatscht, gequatscht – Bus verpasst. Nora allein in Berlin, oder so. Aber spontan wie ich bin, hab ich dann beschlossen, einfach die Nacht da zu bleiben (Taxi zurück wäre irrsinnig teuer gewesen). Also war ich mit den Ehemaligen noch lecker (!) Georgisch essen, und hab die Nacht dann mit einer Freundin aus Berlin und lauter Leuten, die schon mal in Georgien waren, verbracht. Eine bessere Vorbereitung auf das Land hätte ich nicht kriegen können! Mit einer Stunde Schlaf gings dann morgens wieder zurück zum Seminar;)
Ansonsten sind wir (im Kalten, im Warmen, im Dunklen) in den See gejumpt, haben gewerwolft, uns Zettel auf die Stirn geklebt, (gefühlte) 100 Geburtstage mit wahlweise ekligem Tee oder (nicht ekligem) Bier gefeiert und uns gemeinsam auf den Moment gefreut, wo’s dann endlich losgeht (und natürlich auch gemeinsam bisschen Schiss gehabt). Es war einfach eine spaßige Zeit, mit coolen Leuten: Grüße an die „Red(c)hairs“, an „Monis Homies“ und an all die anderen.
Ich beende diesen Post einfach mal mit einem euphorischen „sustainable!“

[Kamera hatte ich vergessen, deswegen keine Fotos…]